Als Bücher die Welt veränderten

Ohne das neue Medium des Buchdrucks ist die Reformation undenkbar, die Zeit der Reformation gilt unter Historikern als „Medienrevolution“.
In den Jahren von 1517 bis 1519 hatte Leipzig als Buchstadt daran erheblichen Anteil, hier erschienen mehr als 160 Schriften Luthers, mehr als irgendwo sonst in dieser Zeit.
Diese Vorrangstellung ging nach 1519 allerdings rasch verloren, als Herzog Georg den Druck und Vertrieb lutherischer Schriften in Leipzig verbot, die Geschäfte machten daraufhin erst einmal andere.
Die Ausstellung Luther im Disput. Leipzig und die Folgen im Alten Rathaus zeigt eine ganze Reihe der frühen, in Leipzig gedruckten Lutherschriften wie auch die seiner Gegner. Beide Seiten sparten nicht an Polemik und bösen Beschimpfungen.

Ein Teil der ausgestellten kostbaren Frühdrucke waren Leihgaben der Universitätsbibliothek Leipzig und mussten nun zurückgegeben werden.
Sie werden ersetzt durch Frühdrucke aus dem eigenen Bestand des Stadtgeschichtlichen Museums, dessen Bibliothek zwar weniger Schriften aus der Reformationszeit besitzt, aber mit seltenen und interessanten Stücken aufwarten kann.

So ergänzt seit dieser Woche z.B. ein Exemplar der Assertio Omnivm Articvlorvm M. Lutheri von 1520 die Ausstellung, in der Martin Luther auf die Bannbulle des Papstes Leo reagierte. In dieser Verteidigungsschrift findet sich erstmals Luthers Wendung „sola scriptura“, die zu einem Inbegriff seiner Theologie geworden ist: solam scripturam regnare – allein die Schrift ist Königin.

Ebenfalls neu in der Ausstellung zu sehen ist Ain Sermon von dem wůcher von 1520. Dieses Thema beschäftigte Luther sehr, er lehnte den „Wucher“ grundsätzlich ab. Damit meinte er überzogene Zinsgewinne aus Darlehen und Kapitalgeschäften. Er befand sich damit in guter kanonistischer Tradition, die bis auf die Bibel zurückgeht. Seine Kritik fiel in eine Zeit, in der die Naturalwirtschaft endgültig von der Geldwirtschaft abgelöst wurde. Handelshäuser wie die der Fugger und Welser knüpften weltweite Handelsbeziehungen, quasi eine Frühform der Globalisierung. Zinsgeschäfte bildeten dafür eine wesentliche Basis.
Aus dieser Ablehnung heraus ist auch Luthers schlechte Meinung über die Handelsstadt Leipzig zu verstehen, die sich in seinem berühmten Ausspruch von Leipzig als der „Mistpfütze des Wuchers und allen Übels“ niederschlug!