Schwarz-buntes Wochenende

WGT im Stadtgeschichtlichen Museum

Am vergangenen Sonntag, am Pfingstsonntag, hieß es für mich: arbeiten. Für ca. 4 Stunden, die Hälfte der Öffnungszeit unseres Museums an diesem Tag, war ich, Ricarda, derzeit Praktikantin in der Musik- und Theatersammlung des Stadtgeschichtlichen Museum Leipzigs, in den Dienstplan für das Wochenende eingeteilt. Grund für eine Verstärkung des Teams war das Wave-Gotik-Treffen (WGT), das in diesem Jahr zum 25. Mal in Leipzig stattfand. Mit der Sonderausstellung Leipzig in Schwarz 25 Jahre Wave-Gotik-Treffen stand unser Museum an vorderster Stelle des diesjährigen kulturellen Programms rund um’s WGT und dementsprechend viele Besucher wurden erwartet.
Als Nicht-Leipzigerin hatte ich vor Beginn meines Praktikums noch nie etwas von dem WGT gehört. Gothik-Musik, Menschen, die sich vornehmlich schwarz kleiden,  die „schwarze Szene“: Darunter konnte ich mir etwas vorstellen. Allerdings war diese Vorstellung höchst vage, die sich wie so oft nicht unbedingt vorurteilsfrei darstellte.

WGT im Stadtgeschichtlichen Museum
Ich besuchte die Ausstellung, hörte mir interessiert an, was die Kollegen rund um’s WGT zu erzählen hatten und wurde mir darüber bewusst, wie besonders und wichtig das Szenetreffen am langen Wochenende für alle ist. Für die Mitglieder der Szene, für die Leipziger und für die Stadt. Selten habe ich also so gespannt und vorfreudig einem Diensteinsatz entgegengesehen.
Und los ging’s. Nachdem das Museum bereits am Freitag und am Samstag rekordverdächtige Besucherzahlen melden konnte, ging’s am Sonntagmorgen schon wenige Minuten, nachdem wir die Türen geöffnet hatten, weiter. Ich stand, die Besucher begrüßend, am Eingang und zählte diejenigen, die ein Festivalbändchen hatten und somit umsonst in unsere Ausstellung durften. Zunächst vereinzelt, dann in kürzer werdenden Abständen färbe sich meine Umgebung mit jedem Besucher immer schwärzer. Es kamen jüngere und ältere Pärchen, Freundescliquen, Familien mit Kindern, Erwachsene, die ihre Eltern mitgebracht hatten und alle sahen so sonderlich besonders aus. Trotzdem die vorherrschende Farbe selbstverständlich Schwarz war, hätten die Outfits unterschiedlicher nicht sein können und ich war fleißig damit beschäftigt, mir einjedes anzuschauen.

WGT im Stadtgeschichtlichen Museum
Der Eingangsbereich, der Vorraum und der große Ausstellungsraum: Es wurde immer voller, die Luft immer wärmer und stickiger. Aber die Stimmung blieb hervorragend. Mancher war extra für die stündlich über Mittag stattfindenden Kurzführungen der Kuratorinnen gekommen und war nun froh, ein Plätzchen zu ergattert, von wo aus den Erzählungen gelauscht werden konnten. Manch anderer begab sich direkt ins Getümmel und erhoffte sich, möglichst ungestörte Blicke auf die Ausstellungsstücke werfen zu können. Genervt oder gar unzufrieden war aber niemand: Im Herausgehen rief man mir zu, wie gelungen die Ausstellung doch sei,  wie schön gestaltet und informativ. Und ich hatte den Eindruck, dass so manche Besucherin und Besucher den großen Andrang nicht zuletzt deshalb gerne in Kauf nahm, weil man stolz war, weil man sich angemessen repräsentiert fühlte und sich freute, dass so viele daran teilhaben wollten.
Rückblickend war mein Einsatz für das Museum am WGT-Wochenende mit Sicherheit ein Highlight meines insgesamt vielseitigen Praktikums. Dabei habe ich Neues erfahren, Vorurteile und „Festgedachtes“ neu überdacht und vor allem viel Spaß gehabt.

WGT im Stadtgeschichtlichen Museum